Polignano a Mare – schon der Name klingt wie ein Versprechen. Diese kleine Stadt an der Adriaküste Apuliens, etwa 35 Kilometer südlich von Bari gelegen, thront dramatisch auf steilen Klippen über dem türkisblauen Meer. Ihre Altstadt, durchzogen von engen Gassen, weißen Steinhäusern, kunstvoll dekorierten Balkonen und atemberaubenden Aussichtspunkten, hat mich auf Anhieb verzaubert. Doch es war nicht nur die Szenerie, die mich in ihren Bann zog. Was mich wirklich tief berührt hat, war die Küche – ehrlich, regional, voller Seele.
Ich kam Mitte August nach Polignano a Mare, in einer Zeit, in der die Tage noch heiß sind, aber der Sommer langsam reift. Die Abende sind erfüllt vom Summen der Zikaden, dem Klang italienischer Gespräche und dem Duft von gegrilltem Fisch und frischem Basilikum. Es ist die Art von Sommer, die man spürt – nicht nur auf der Haut, sondern auch im Herzen.
In dieser Atmosphäre habe ich einige der besten und ehrlichsten Geschmackserlebnisse meines Lebens gemacht. Es war nicht nur das, was auf dem Teller lag, sondern auch wie es serviert wurde, wer es zubereitet hat und wo ich es gegessen habe. Vom einfachen Panino auf der Straße bis hin zum edlen Dinner mit Blick aufs offene Meer – jede Mahlzeit war ein kleines Erlebnis, jede Zutat ein Bote der apulischen Erde oder des Adriatischen Meeres.
In diesem Artikel nehme ich dich mit auf meine ganz persönliche kulinarische Reise durch Polignano a Mare. Ich stelle dir meine liebsten Restaurants vor – von versteckten Trattorien bis hin zu berühmten Gourmet-Tempeln. Ich erzähle dir von echten Begegnungen mit herzlichen Gastgebern, von Gerichten, die mich überrascht oder tief berührt haben, und von Momenten, die ich nie vergessen werde.
Und natürlich verrate ich dir auch ganz praktisch, wo diese Orte zu finden sind, was dich preislich erwartet und wie du dir rechtzeitig einen Tisch sichern kannst – denn gerade im August sind viele Plätze schnell vergeben. Egal, ob du ein Feinschmecker bist oder einfach nur gut essen willst: In Polignano a Mare wirst du auf jeden Fall fündig.
Lass dich inspirieren – und begleite mich in eine der köstlichsten Ecken Italiens.
Tag 1: Ankunft mit Appetit – und die beste Focaccia meines Lebens
Ich kam an einem heißen Donnerstagnachmittag in Polignano an. Die Altstadt lag still in der Sonne, während sich in den Gassen der Duft von Oregano, Olivenöl und frisch gebackenem Brot mischte. Mein erster Stopp? Pescaria, ein moderner Street-Food-Hotspot direkt an der Via Roma 29.
Pescaria – Street Food auf Apulisch
Pescaria ist nicht einfach nur ein Fischimbiss – es ist Kult. Ich hatte schon viel darüber gehört, also stellte ich mich ohne Zögern in die Schlange. Ja, selbst an einem Wochentag musste ich gut 15 Minuten warten – aber es hat sich gelohnt.
Ich bestellte das berühmte Panino mit rohem Thunfisch, Burrata, getrockneten Tomaten und Rucola (Preis: ca. 12 €). Jeder Biss war eine Explosion aus Meer, Frische und Cremigkeit. Dazu ein Glas eiskalter Weißwein (4 €) – und ich war angekommen.
Reservieren kann man bei Pescaria nicht – man bestellt an der Theke, bekommt eine Nummer und sucht sich einen freien Platz. Mein Tipp: gegen 15 Uhr kommen, wenn der Andrang abnimmt.

Tag 2: Ein klassisches Abendessen mit Blick aufs Meer
Am zweiten Abend sehnte ich mich nach einem klassischen, sitzenden Dinner. Ich hatte viel recherchiert und mich für Ristorante Grotta Palazzese entschieden – vielleicht das bekannteste Restaurant von Polignano, weltberühmt für seine Lage in einer Grotte über dem Meer.
Grotta Palazzese – Ein Erlebnis für alle Sinne
Die Lage ist atemberaubend: Das Restaurant befindet sich in einer natürlichen Höhle direkt über der Brandung. Ich hatte vier Tage im Voraus telefonisch reserviert (in der Hochsaison ein Muss!).
Ich entschied mich für das Degustationsmenü mit Meeresfrüchten (Preis: 195 € pro Person ohne Wein). Die Gerichte – darunter ein Hummer-Carpaccio, Risotto mit Scampi und eine zarte Seezunge in Zitronenbutter – waren präzise zubereitet, raffiniert gewürzt und visuell spektakulär.
Aber ehrlich gesagt: So schön die Location war, für mich persönlich fehlte hier ein wenig die Wärme der italienischen Gastfreundschaft. Der Service war korrekt, aber distanziert. Dennoch ein unvergesslicher Abend – vor allem wegen des Sonnenuntergangs über der Adria.
Adresse: Via Narciso 59
Reservierung: telefonisch mindestens 3–5 Tage im Voraus
Tag 3: La Trattoria – einfach, ehrlich, himmlisch
Nach dem schicken Erlebnis in der Grotte hatte ich Lust auf etwas Bodenständigeres. Mein Vermieter empfahl mir Trattoria Dal Monaco, eine familiengeführte Institution in der Via San Vito 23, nur wenige Minuten von der Altstadt entfernt.
Dal Monaco – Bei einer apulischen Nonna zu Gast
Ich kam gegen 19 Uhr – gerade rechtzeitig, um einen der wenigen freien Tische ohne Reservierung zu bekommen. Später standen Gäste draußen Schlange. Hier gibt es keine Karte, sondern die Speisen des Tages.
Ich bekam eine handgeschriebene Liste mit einfachen, saisonalen Gerichten: Orecchiette mit Cime di Rapa (7 €), gegrillter Tintenfisch mit Zitronenöl (9 €), dazu ein halber Liter Hauswein (3 €). Alles schmeckte nach Haus, nach Handarbeit und Hingabe.
Das Ehepaar, das die Trattoria führt, bewirtete uns Gäste wie eigene Verwandte. Ich unterhielt mich mit dem Wirt, der stolz erzählte, dass seine Frau seit 40 Jahren täglich frisch koche. Und ja – das schmeckte man.
Reservierung? Nicht möglich – komm früh! Wer um 19 Uhr da ist, hat Glück.
Tag 4: Süßes Leben – Gelato und Caffè
Polignano a Mare ist nicht nur für seine Restaurants berühmt, sondern auch für ein legendäres Gelato. Ich spreche von Il Super Mago del Gelo Mario Campanella, seit 1935 eine Institution an der Piazza Giuseppe Garibaldi.
Super Mago del Gelo – Kaffee, Eis und Nostalgie
Ich kam mittags vorbei, setzte mich an die Theke und bestellte einen Caffè Speciale – eine Mischung aus Espresso, Sahne, Zitronenzeste und Amaretto (Preis: 2,50 €). Klingt verrückt? Schmeckt genial. Das Rezept ist geheim, die Wirkung süchtig machend.
Danach probierte ich zwei Kugeln Eis: Feige und Mandorla (Mandel) – beide cremig, intensiv und absolut handwerklich. Die Gelateria ist auch am Abend geöffnet, aber nach 22 Uhr ist mit Wartezeiten zu rechnen.
Adresse: Piazza Garibaldi 22
Keine Reservierung möglich – aber Service ist schnell!

Tag 5: Ein letztes Dinner mit Einheimischen
Am letzten Abend war ich mit Freunden aus Bari verabredet, die mir einen Geheimtipp nannten: Osteria di Chichibio an der Largo Gelso 12. Von außen unauffällig, innen elegant-rustikal mit offener Küche.
Osteria di Chichibio – Fischküche auf höchstem Niveau
Wir bestellten gegrillte Fischplatten zum Teilen, dazu hausgemachte Pasta mit Meeresfrüchten und einen kräftigen Primitivo aus Manduria (Preis pro Person: ca. 40 €). Jeder Gang war frisch, ausgewogen gewürzt, und der Service freundlich und locker.
Was ich besonders mochte: Die Küche war kreativ, aber nie überkandidelt. Man spürt hier die Nähe zum Meer – der Fisch ist immer fangfrisch.
Reservieren kann man telefonisch oder über eine Restaurantplattform, die auch lokale Anbieter nutzt – kein offizieller Link nötig, einfach über die gängigen Apps.
Meine persönlichen Tipps für dein kulinarisches Abenteuer in Polignano a Mare
- Reservieren lohnt sich, vor allem für die Abendstunden. Besonders zwischen dem 15. und 31. August ist die Stadt voll.
- Mittags essen gehen! Viele Restaurants bieten günstigere Menüs, die Qualität ist trotzdem hervorragend.
- Frage Einheimische nach Empfehlungen. Die besten Orte stehen nicht auf TripAdvisor.
- Vermeide Restaurants mit aggressiven „Touristenmenüs“. Diese liegen meist direkt an der Promenade – der Blick ist schön, aber das Essen oft enttäuschend.
- Probiere Cime di Rapa, Burrata und rohe Meeresfrüchte. Das sind echte Highlights der apulischen Küche.
Polignano a Mare schmeckt nach Sonne, Salz und Seele
Ich habe in diesen Tagen nicht nur gegessen – ich habe genossen, entdeckt, gesprochen, zugehört und gestaunt. Jeder Moment in Polignano a Mare war eine Einladung, tiefer in das echte, sinnliche Italien einzutauchen. Diese Stadt hat eine einzigartige Gabe, dich nicht nur als Tourist, sondern als willkommener Gast zu empfangen. Die Menschen hier reden nicht nur mit dir – sie erzählen dir Geschichten. Die Wellen, die gegen die Felsen schlagen, wirken wie ein natürlicher Rhythmus, der dich entschleunigt, dich aufmerksam macht für das, was wirklich zählt: ein gutes Essen, ein echtes Gespräch und das Hier und Jetzt.
Die Küche in Polignano ist nicht einfach Nahrung – sie ist Ausdruck von Kultur, Geschichte, Herkunft und familiärer Wärme. Jedes Gericht hat eine Geschichte: ob es nun die „Orecchiette della Nonna“ sind, die mit wildem Brokkoli und Knoblauch in der Pfanne geschwenkt werden, oder ein frisch gefangener Tintenfisch, der direkt vom Fischer in die Küche wandert. Diese Speisen erzählen vom Leben am Meer, von bäuerlicher Tradition und vom Stolz auf regionale Produkte.
Wenn du im August nach Apulien reist, nimm dir Zeit. Vermeide es, durch die Gassen zu hetzen. Setz dich mit einem Glas Weißwein – vielleicht ein kühler Locorotondo – an einen einfachen Tisch mit Blick auf das Wasser. Beobachte die Menschen, hör dem Rauschen des Meeres zu, spür die Sonne auf deiner Haut und lass dich von den Gerüchen aus der Küche treiben. Lass dir von den Menschen zeigen, wie Italien wirklich schmeckt – mit Seele, mit Herz und mit einer Portion Leidenschaft.
Ich komme auf jeden Fall wieder. Nicht nur, weil es mir geschmeckt hat – sondern weil ich mich hier gesehen, verstanden und inspiriert fühlte. Mit großem Hunger, ja – aber auch mit dem Wunsch, tiefer einzutauchen. In die Kultur, in die Aromen, in diese stille Magie, die Polignano a Mare so besonders macht. Und ich weiß jetzt schon: Beim nächsten Mal werde ich nicht nur ein Gast sein – sondern ein Freund, der zurückkehrt.